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Harte Zeiten für den Nikolaus

Der Nikolaus hat einen Knochen-Job, das könnt Ihr mir glauben

Glaubt nur nicht, dass das ein leichter Job ist. Glaubt nur nicht, dass man den mal eben so mit links erledigen kann. So ein Nikolaus-Job erfordert Einfühlungsvermögen, Kreativität, Flexibilität und eine gehörige Portion Kaltblütigkeit, und wenn Dir davon auch nur eine Eigenschaft fehlt, dann bist Du ganz schnell weg vom Fenster.

Wenn Ihr ein paar Minuten Zeit habt, dann erzähle ich Euch mal eine kleine Geschichte aus meiner Praxis, die das bestens belegt:

Da war ich also neulich bei so einem Benny, seine Mutter hatte mich am Telefon für den Nikolaus-Abend engagiert. Routinefall für einen Profi wie mich, dachte ich, aber das täuschte gewaltig, diesmal sollte es ganz dicke kommen!
Wie in der Branche üblich holt mich die Mutter an der Haustüre ab und zischelt mir noch schnell in den Bart, was ich ihrem Benny nahe bringen soll:
Der soll hilfsbereiter werden, wie sein Vater.
So ein Stichwort reicht für einen guten Nikolaus, da macht der was draus und er hat seine Geschichte parat, bis er in die gute Stube kommt, da reichen die zehn Sekunden auf dem Hausflur!
In meinem Fall ergab sich aber eine kleine Schwierigkeit: Ich hatte mich ein bisschen verhört.
Statt „Der soll hilfsbereiter werden, wie sein Vater“ hatte ich verstanden: „Der soll Hilfsarbeiter werden, wie sein Vater“.
Das kam mir schon komisch vor, dass Eltern ihren Sohn unbedingt zum Hilfsarbeiter machen wollten, und dass die den Nikolaus missbrauchen wollten, um ihn dazu zu überreden, aber Ihr glaubt ja gar nicht, was es in meinem Beruf so alles an Überraschungen gibt. Da wunderst Du Dich am Ende über gar nichts mehr!
Doch als ich dann das Wohnzimmer von denen sah, so einen richtigen Nobelschuppen, da wurde mir klar, dass ich mich wohl verhört haben mußte. Eltern, die eine solche Wohnung haben, konnten unmöglich wollen, dass ihr Sohn Hilfsarbeiter wird.
Viel wahrscheinlicher war: Der Benny sollte nicht Hilfsarbeiter werden, sondern der wollte es! Ganz klar, so wurde ein Schuh draus: der Nikolaus sollte ihn davon abbringen.

Nun gut, ich fange also an und mache dem Kleinen klar, was das für ein mieser Job ist, so ein Hilfsarbeiterjob, dass man sich den ganzen Tag abplagen muß__ und abends stinkt und so. Was einem halt so einfällt.
Der Benny guckt mich an wie ein Pferd, der hatte wahrscheinlich das Wort Hilfsarbeiter in seinem ganzen Leben noch nie gehört und keinen blassen Schimmer, was das ganze Gerede eigentlich sollte. Und dann sah ich zufällig aus den Augenwinkeln, (man hat ja einen ganz eingeschränkten Gesichtskreis mit dem dämlichen Bart) da sah ich also, wie die Mutter mir verzweifelt irgendwelche Zeichen gab und mit verdrehten Augen zum Himmel blickte und da wusste ich, ich hatte ein Problem.
Nicht ausreden sollte ich dem Benny den Job, sondern tatsächlich einreden. Hatte ich eingangs also doch richtig verstanden.

So, und jetzt kommt das, was ich am Anfang erwähnte von wegen der Flexibilität und der Kreativität und der Kaltblütigkeit.

Du merkst, wie Dir der Schweiß aus allen Poren drückt und wie Dir die Bächlein zwischen Deinen Schulterblättern hinunterlaufen. Im Gehirn macht sich Panik breit und Du entwickelst Flucht- Gedanken: „Nichts wie weg hier

Wie ich in dieser brenzligen Situation die verbale Kurve gekriegt habe und plötzlich dem Hilfsarbeiterjob dann doch noch hauptsächlich gute Seiten abgewinnen konnte, das war echt cool, da war ich richtig stolz drauf!
Ich kam noch grade dazu, mein stärkstes Argument zu entwickeln, da verlor der Hausherr endgültig seine Contenance

Ich hatte dem Benny nämlich noch erklärt, dass man es in diesem Beruf sehr weit bringen könne, denn das könne er ja am besten an seinem Vater sehen, der sei ja schließlich auch Hilfsarbeiter.

Oh Mann, das glaubst Du doch nicht, der Typ war Präsident am Landgericht, Dr. Sigismund Freiherr von Basedow; und da kommt so ein struppiger Kloos daher und überredet seinen Sohn am Niklausabend dazu, Hilfsarbeiter zu werden!!
Der Freiherr hatte jetzt so die Schnauze voll von dem total durchgeknallten Nikolaus, dass er mich wortlos aus der Wohnung zerrte und auf die Straße setzte.